
Warum die Erde dreht und tanzt
Warum rotiert die Welt? Warum haben wir vier Jahreszeiten und warum gibt es den Tanz? Dies sind Fragen, die schon lange auf Antworten warten.
Es war der sechste Tag, und die Erde sollte heute vollendet werden. Morgen war Ruhetag. Doch irgendetwas fehlte. Der Bauherr konnte sein Spiegelbild nicht finden. Er sauste mit mehrfacher Überschallgeschwindigkeit um die Weltkugel, von Nord nach Süd und von Ost nach West, kreuz und quer.
Irgendwann wurde ihm das zu lästig, und er hielt inne. Anstatt weiter hin und her zu sausen, gab er der Weltkugel einen kräftigen Schwung, sodass sie in Rotation geriet. Dabei kippte – leider oder vielleicht Gott sei Dank – die Nord-Süd-Achse in eine leichte Schräglage. Von nun an drehte sich die Erde sowohl um sich selbst als auch um die Sonne, und die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter entstanden.
Nun konnte er alles betrachten, ohne selbst in Bewegung zu sein. Zunächst freute er sich, dann langweilte er sich, und schließlich begann er nachzudenken. Sein Spiegelbild fehlte immer noch.
Während er so vor sich hin sinnierte, kam ihm eine Idee. Von Anfang an wollte er nicht, dass die Wesen auf der Erde ein Bildnis von ihm haben – also auch kein Spiegelbild. Um dennoch eine Lösung zu finden, rief er seine Engel, um sich mit ihnen zu beraten.
Die Engel schlugen vor, ihn zu spiegeln. Das war die Lösung! Er hob den Arm, und der Engel ihm gegenüber tat dasselbe. Gemächlich schritt er von einer Wolke zur anderen, und auch diese Bewegung wurde gespiegelt.
Nach einer Weile begannen die Engel, ihm zu schmeicheln, und bewegten sich immer anmutiger und rhythmischer. Himmlische Klänge gesellten sich dazu, und im Laufe der Zeit entstanden viele unterschiedliche Tänze.
Es konnte nicht verhindert werden, dass viele dieser Tänze die Erde erreichten. Spätestens jetzt sollte klar sein, warum wir auf unserem schräg rotierenden Planeten Tänze haben.
© Wolfgang Lessat https://lessat.net/