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Das kleine Glück wird groß

Das kleine Glück war noch sehr klein. Es lag verborgen, ganz hinten in einem kuscheligen Raum. Eines Tages wagte es sich mutig hinaus in die ihm noch unbekannte Welt. Es war sehr neugierig, was es erleben würde. Es traf auf kleine, große, leise und laute Orte und lernte viele unterschiedliche Menschen kennen. Jedes Mal, wenn das kleine Glück an einem neuen Ort ankam, spürte es ein Kribbeln in seinem Herzen. Es ahnte, dass jede Begegnung eine besondere Geschichte erzählt, aber auch, dass es Enttäuschungen, Missverständnisse und Herausforderungen zu überwinden geben würde.

Als das kleine Glück auf dem lebhaften Marktplatz mit einigen Leuten sprechen wollte, nahmen diese es gar nicht wahr. Sie waren so in ihre eigenen Sorgen vertieft, dass sie die kleinen Gesten der Freude und die freundlichen Worte des kleinen Glücks nicht bemerkten. Es fühlte sich kurz enttäuscht und lernte, dass nicht jeder offen für den Zauber des Moments ist.

Auf einem Spielplatz sprang das kleine Glück voller Enthusiasmus zu den Kindern. Doch sie ignorierten es und waren in ihr eigenes Spiel vertieft. Diese Ablehnung ließ das kleine Glück kurz zweifeln. Auch hier lernte es, dass nicht jeder in jeder Situation die Offenheit für Glück hat.

Während es durch eine belebte Stadt spazierte, wurde das kleine Glück von der Hektik und dem Lärm überwältigt. Die lauten Geräusche und das ständige Drängen der Menschen schufen eine stressige Atmosphäre. Es war schwierig, die kleinen Momente der Freude zu erkennen. Das kleine Glück musste Methoden entwickeln, um einen klaren Kopf zu bewahren. Nur so konnte es das Gute und die Schönheit um sich herum wahrnehmen.

In ruhigen Momenten, besonders wenn es im Park saß und manchmal, wenn es über Hügel wanderte oder durch Felder streifte, kamen dem kleinen Glück Zweifel in den Sinn. In seinen Gedanken kreisten Fragen wie: Könnte ich mehr tun? Was ist, wenn ich mich irre? Will ich das alles? Kann ich einen Unterschied machen? Es musste lernen, zu unterscheiden, ob diese Gedanken förderlich oder lähmend sind. Nur so konnte es an seinen Erlebnissen und Erfahrungen wachsen.

Nicht immer konnte das kleine Glück auf seiner Reise das perfekte Wetter genießen. Es erlebte regnerische, kalte und windige Tage. Plötzliche Regenschauer ließen die Menschen unter Regenschirmen verschwinden und das Lachen der Kinder verstummen. Alles tauchte in ein trübes Grau. Doch dann konnte das kleine Glück kreativ sein und zeigen, dass selbst bei trübem Wetter und im Regen Freude und Schönheit zu finden sind: beim Lauschen der Klänge, wenn der Regen aufs Dach oder gegen die Fenster trommelt, beim Spüren der frischen Luft und der Veränderung der Natur, beim Springen in Pfützen mit Kindern oder beim Tanzen im Regen. Manchmal war auch ein Regenbogen zu bewundern, wenn gleichzeitig zarte Sonnenstrahlen auftauchten.

Während seines Abenteuers begegnete das kleine Glück Menschen, die ungeduldig oder frustriert waren. Jemand stand in einer langen Warteschlange und murrte. Das kleine Glück musste erfahren, dass Geduld eine Tugend ist. Es konnte die Menschen daran erinnern, dass das Warten Teil des Lebens ist, in dem kleine Freuden oft verborgen liegen.

Trotz aller Schwierigkeiten ahnte das kleine Glück, dass jede Herausforderung eine Gelegenheit zur Weiterentwicklung darstellt. Es spürte, dass es gerade in schwierigen Momenten darum geht, das Licht der Zufriedenheit zu finden. Es lernte, dass es wichtig ist, nicht nur in guten Zeiten die kleinen Momente der Freude zu schätzen, sondern auch, wenn das Leben herausfordernd ist.

Schließlich, als die Dämmerung hereinbrach, fand sich das kleine Glück in einem kleinen Café wieder. Dort saßen die Menschen bei einem warmen Getränk zusammen. Sie plauderten oder tauschten Geschichten und Erlebnisse aus. Das kleine Glück beobachtete alles und sah, dass Glück oftmals aus den einfachsten Momenten entsteht: einem sanften Wort, einem freundlichen Blick oder dem Wendepunkt einer Geschichte.

Erfüllt von all den Erlebnissen und Erfahrungen beschloss das kleine Glück, zurück in seinen kuscheligen Raum zu gehen. Als es wieder an seinen Platz kroch, verspürte es eine wohlige Wärme und tiefe Zufriedenheit in seinem Herzen. Es hatte viel gelernt und war daran gewachsen. Doch die Freuden und Erkenntnisse, die es gesammelt hatte, ließen es nicht ruhig bleiben.

Jetzt, groß geworden, beschloss das ehemals kleine Glück, nicht länger verborgen zu bleiben. Es würde erneut in die Welt ziehen, um weiterhin Freude zu verbreiten. Es war fest entschlossen, bei möglichst vielen Menschen ein Licht der Zufriedenheit in ihren Herzen zu entfachen.

© Wolfgang Lessat
Sylt, Klappholttal, 27. Januar 2025
Ich freue mich über eine Rückmeldung an: email@lessat.net

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The Little Happiness Grows Big

The little happiness was still very small. It lay hidden, far back in a cozy room. One day, it bravely ventured out into the world that was still unknown to it. It was very curious about what it would experience. It encountered small, large, quiet, and loud places and met many different people. Every time the little happiness arrived at a new place, it felt a tingling in its heart. It sensed that every encounter told a special story, but also that there would be disappointments, misunderstandings, and challenges to overcome.

When the little happiness wanted to talk to some people in the lively marketplace, they didn’t even notice it. They were so absorbed in their own worries that they overlooked the small gestures of joy and the kind words of the little happiness. It felt briefly disappointed and learned that not everyone is open to the magic of the moment.

On a playground, the little happiness jumped enthusiastically towards the children. But they ignored it and were engrossed in their own play. This rejection made the little happiness doubt for a moment. Here too, it learned that not everyone has the openness to happiness in every situation.

As it walked through a bustling city, the little happiness was overwhelmed by the hustle and bustle. The loud noises and the constant pushing of people created a stressful atmosphere. It was difficult to recognize the small moments of joy. The little happiness had to develop methods to keep a clear head. Only then could it perceive the good and the beauty around it.

In quiet moments, especially when it sat in the park and sometimes when it wandered over hills or roamed through fields, doubts came to the little happiness’s mind. Questions circled in its thoughts: Could I do more? What if I’m wrong? Do I want all of this? Can I make a difference? It had to learn to distinguish whether these thoughts were helpful or paralyzing. Only then could it grow from its experiences.

The little happiness could not always enjoy perfect weather on its journey. It experienced rainy, cold, and windy days. Sudden downpours made people disappear under umbrellas and silenced the laughter of children. Everything was shrouded in a dull gray. But then the little happiness could be creative and show that even in dreary weather and rain, joy and beauty can be found: in listening to the sounds of rain drumming on the roof or against the windows, in feeling the fresh air and the changes in nature, in jumping in puddles with children, or in dancing in the rain. Sometimes a rainbow could also be admired when gentle sunbeams appeared at the same time.

During its adventure, the little happiness encountered people who were impatient or frustrated. Someone stood in a long line and grumbled. The little happiness had to learn that patience is a virtue. It could remind people that waiting is part of life, where small joys often lie hidden.

Despite all the difficulties, the little happiness sensed that every challenge represents an opportunity for growth. It felt that especially in difficult moments, it was about finding the light of contentment. It learned that it is important to appreciate the small moments of joy not only in good times but also when life is challenging.

Finally, as dusk fell, the little happiness found itself in a small café. There, people sat together with a warm drink. They chatted or exchanged stories and experiences. The little happiness observed everything and saw that happiness often arises from the simplest moments: a gentle word, a kind glance, or the turning point of a story.

Filled with all the experiences and lessons learned, the little happiness decided to return to its cozy room. As it crawled back to its place, it felt a comforting warmth and deep satisfaction in its heart. It had learned a lot and had grown from it. Yet the joys and insights it had gathered would not let it remain still.

Now, having grown big, the once little happiness decided not to stay hidden any longer. It would venture out into the world again to continue spreading joy. It was determined to ignite a light of contentment in the hearts of as many people as possible.

© Wolfgang Lessat
Sylt, Klappholttal, January 27, 2025 

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